... ein Märchen
„Was ist der Wert des Lebens?“ fragte der kleine Junge die alte, weise Erde. Wohlwollend lud die Erde den Jungen zu sich ein und zeigte ihm all die viele Schichten ihrer selbst:
In ihrem Zentrum einen Kern, der alles durchstrahlte und so hell leuchtete, dass der Junge ihn nicht mit dem Auge erfassen konnte. Um das Innerste herum waberte ein flüssiger Teig,
blutrote Massen, in denen die Elemente wild umeinander tanzten, während sie auf ihre Materialisation warteten. Und schließlich ihre Haut, eine feste Kruste aus einer Vielfalt von
Formen und Farben – lauter Elemente, die in geordneten und ungeordneten Lebensgemeinschaften zueinander gefunden hatten.
„Ich verstehe,“ sagte der Junge, „es gibt eine Welt der Ideen, eine Welt der Potenziale und eine Welt der Formen. Aber ...“ Der Junge stockte und fuhr fort: „Was ist mein Wert darin?“
Und die alte, weise Erde zeigte ihm, wie der Wind die Gesteine auflöste, wie das Wasser den Staub forttrug, wie die Pflanzen die Mineralien aufsogen, wie die Tiere die Pflanzen fraßen...
Der Junge bedankte sich und zog nachdenklich davon. Plötzlich erblickte er am Wegesrand eine Schnecke, die gerade ihr Haus baute. Ein wundervolles Bauwerk formvollendeter Architektur war vor
seinen Augen entstanden, und der Junge war voller Staunen. „Wie machst du das?“ fragte er sie. Die Schnecke hielt kurz inne und gab dann zurück: „Ich kann nicht anders.“
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